Nach Hause?

Rückplatzierung in die Herkunftsfamilie

Ausgezeichnet mit dem Anerkennungspreis des Vereins Alumni BFH Soziale Arbeit

Nach einer Fremdplatzierung gilt die erfolgreiche Wiedervereinigung des Kindes mit seiner Herkunftsfamilie als die gelungenste Form der Beendigung einer Platzierung. In der vorliegenden Bachelor-Thesis wird der Prozess der Rückplatzierung aus der Sicht von Fachpersonen betrachtet, welche eine Einschätzung für oder gegen die Rückplatzierung treffen müssen. Die Fragestellung, welche im Rahmen der Thesis bearbeitet wird, lautet daher:

Welche Kriterien fliessen unter Berücksichtigung des Kindeswohls in den Entscheidungsprozess für oder gegen eine Rückplatzierung aus einer stationären Einrichtung aus theoretischer und praktischer Sicht mit ein?

Das Thema wird also sowohl theoretisch wie empirisch angegangen. Im ersten Teil wird der Kindeswohlbegriff dargestellt. Anschliessend erfolgt die theoretische Herleitung von Kriterien, die in den Entscheidungsprozess einfliessen. Im zweiten Teil der Arbeit wird der Fokus auf die Praxis gelegt. Anhand von sechs Experteninterviews wird untersucht, welche Kriterien von Beistandspersonen im Kanton Bern für eine Einschätzung einbezogen werden.

Die empirische Untersuchung hat gezeigt, dass die befragten Beistandspersonen sich zum grössten Teil an den im Theorieteil hergeleiteten Kriterien orientieren. Zusätzlich sind in der Praxis weitere Kriterien zu finden, welche in die Einschätzung einfliessen. Zusammengetragen müssen die vom Kind gestellten Erziehungs- und Fürsorgeanforderungen, das Ausmass der Problembelastung sowie die Qualität des Fürsorge- und Erziehungsverhaltens der Eltern, die Bindung, die Motivation und Vorbereitung auf eine Rückplatzierung, die Ressourcen sowie der Verlauf der Platzierung im Entscheidungsprozess einer Rückplatzierung aus einer stationären Einrichtung berücksichtigt werden. Durch die Orientierung an diesen Kriterien kann sichergestellt werden, dass bei der Einschätzung alle relevanten Aspekte des Kindeswohls berücksichtigt werden.

Es konnte zudem herausgearbeitet werden, dass der Rückplatzierungsprozess vermehrt empirisch untersucht werden müsste und eine landesweite Datenerfassung zu Platzierungen und insbesondere auch Rückplatzierungen notwendig wäre, um der herausfordernden Phase in der Praxis gerecht werden zu können. Über das Thema der Rückplatzierungen hinaus verdeutlichen die Ergebnisse der Thesis, dass die komplexen Fallverläufe von Platzierungen, insbesondere wenn diese im Jugendalter stattfinden, sowie das Fehlen von passenden Angeboten für die Zusammenarbeit mit der Herkunftsfamilie, eine Herausforderung für Fachpersonen der Sozialen Arbeit darstellen und hier Weiterentwicklungsbedarf besteht.

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Céline Burgener, Ursina Kaufmann
Nach Hause?
Rückplatzierung in die Herkunftsfamilie
Bachelor-Thesis
118 Seiten
27.08.2018
978-3-03796-687-7