Resilienz in der Kinder- und Jugendpsychiatrie

Eine empirische Studie über Bewältigungsstrategien von Fachpersonen

Fachpersonen des Sozial- und Gesundheitswesens sind überdurchschnittlich häufig psychosozialen Risikofaktoren ausgesetzt. Psychische Belastungen können negative Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit der Fachpersonen haben. Basierend auf dem Konzept der Resilienz, werden Bewältigungsstrategien und Schutzfaktoren von Fachpersonen aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie untersucht. In der Untersuchung wird der Frage nachgegangen, welche Bewältigungsstrategien und Schutzfaktoren zur Erhaltung der psychischen Gesundheit bewusst eingesetzt werden. Damit verbunden, werden die für die Fachpersonen belastenden Faktoren aus dem Arbeitsalltag und die selbstwahrgenommene psychische Gesundheit ermittelt.

Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurde eine empirische Studie gemacht. Mit einer Online-Befragung wurden Fachpersonen aus sechs ausgewählten Settings einer Kinder- und Jugendpsychiatrie befragt. Dabei wurden Fachpersonen aus der Sozialen Arbeit (Sozialpädagoginnen, Sozialpädagogen), dem Gesundheitswesen (diplomierte Pflegefachpersonen) sowie Auszubildende beider Disziplinen befragt (N = 35). Die Methode und Auswertung gründen auf ausgewählten Theorien und Modellen aus der Resilienzforschung. Die Ergebnisse zeigen auf, dass vor allem externe Faktoren als belastend betrachtet werden. Beispielsweise das Durchführen von Zwangsmassnahmen, suizidales Verhalten und hohe Arbeitsanforderungen. Aufgrund der subjektiven Bewertung von Stress, ergibt sich in der Umfrage eine unterschiedlich wahrgenommene Stressempfindung.

Die meist genannte Bewältigungsstrategie stellt das Gespräch mit Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen am Arbeitsplatz und im privaten Umfeld dar. Dabei stehen der Austausch und die Reflexion über belastende Ereignisse am Arbeitsplatz im Vordergrund. Rund die Hälfte der Befragten gibt an, den Nachhauseweg zur Bewältigung zu nutzen. Als Ressourcen werden „Humor und Lachen“, „positive Lebenseinstellung“, „Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen“ sowie „Selbstvertrauen“ und „Erfahrung“ genannt. Weiter erweisen sich „positive Emotionen“ und „soziale Unterstützung“ als protektive Faktoren für Resilienz und psychische Gesundheit. Die Mehrheit der Befragten gibt an, über die nötigen Ressourcen zur Bewältigung zu verfügen und sich psychisch gesund zu fühlen.

Am Arbeitsplatz der Kinder- und Jugendpsychiatrie existieren Belastungen, welche die Resilienz von Fachpersonen negativ beeinflussen können. Aufgrund der Angaben zur guten psychischen Gesundheit kann angenommen werden, dass die Befragten über ein resilientes Bewältigungsverhalten verfügen. Weiterführende Forschungen zur Resilienzentwicklung in den Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit sind zur Gesundheitsförderung erforderlich. Hierzu sind vor allem Bereiche mit erhöhten psychosozialen Belastungen und Arbeitsanforderungen (z.B. polyvalente Sozialdienste, Strafvollzug, stationäre Settings im Zwangskontext) zu berücksichtigen.

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Tamara Weber
Resilienz in der Kinder- und Jugendpsychiatrie
Eine empirische Studie über Bewältigungsstrategien von Fachpersonen
Bachelor-Thesis
61 Seiten
06.02.2018
978-3-03796-662-4