Stärkung der elterlichen Präsenz

Elternarbeit im stationären Kontext der Jugendhilfe und am Beispiel der Elterngruppe

In eine Beobachtungsstation werden Jugendliche platziert, die persönliche, soziale, schulische und/oder familiäre Schwierigkeiten haben. Im Rahmen dieses stationären Aufenthalts werden Ursachen der Schwierigkeiten abgeklärt und bearbeitet. Ziel ist es, die Jugendlichen mit persönlichen und schulischen oder beruflichen Perspektiven aus dem stationären Rahmen zu entlassen. Die Abklärungen sowie die Erarbeitung von möglichen Lösungsschritten sollen unter Einbezug der Eltern stattfinden, da die Jugendlichen mit den Eltern ein System bilden, welches sich gegenseitig beeinflusst und bedingt.

Langfristig tragfähige Veränderungen können nicht "von aussen" befohlen werden, sondern müssen aus dem System heraus erfolgen. Zu solchen Veränderungen sind die Eltern platzierter Jugendlicher oft nicht in der Lage, da sie sich in einer Situation elterlicher Hilflosigkeit befinden. Die Elternarbeit will gemeinsam mit ihnen Ursachen und Muster klären und neue Strategien entwickeln, wie sie aus dieser Hilflosigkeit heraus wieder in ihre Rolle als Eltern finden können.

In der vorliegenden Arbeit werden diejenigen Kriterien untersucht, die für die Arbeit mit Eltern förderlich sind und zu einem unterstützenden Einbezug in die Abklärung beitragen. Unter Berücksichtigung der systemischen Grundhaltung wird dargelegt, wie die Stärkung der elterlichen Präsenz in der individuellen Elternarbeit gelingen kann und welches Potential das Konzept einer Elterngruppe hat. Es handelt sich um eine Theoriearbeit, in der die aktuellen Erkenntnisse aus der Fachliteratur einbezogen und mit Fallvignetten aus der Praxis ergänzt werden.

Die Auseinandersetzung soll deutlich machen, dass für einen gelingenden Einbezug der Eltern eines platzierten Kindes eine tragfähige Beratungsbeziehung notwendig ist. Methodisches Vorgehen alleine reicht nicht, um den komplexen Anforderungen im Rahmen des Zwangskontexts, der persönlichen Gefühlswelt und den Bedürfnissen der Eltern gerecht zu werden. Damit Eltern dafür gewonnen werden können, in den Prozess zur Wiedererlangung der elterlichen Präsenz einzusteigen, ist auf Grundlage der systemischen Grundhaltung eine sorgfältige, zugewandte und interessierte Rahmung der Situation notwendig. Diese beraterische Haltung ermöglicht es, gemeinsam mit den Eltern über Vorstellungen von Anforderungen an die elterliche Rolle sowie mögliche Veränderungen zur Beruhigung der familiären Situation zu reflektieren.

Ein gelingender Einbezug der Eltern von platzierten Jugendlichen ist nicht nur im spezifischen Rahmen einer Beobachtungsstation angezeigt, sondern bei allen Formen von Platzierungen ausserhalb des Elternhauses.

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Nina Moser
Stärkung der elterlichen Präsenz
Elternarbeit im stationären Kontext der Jugendhilfe und am Beispiel der Elterngruppe
Masterarbeit (MAS)
2021
10.26038/718693