Umgang mit gewaltdelinquenten Jugendlichen – zwischen öffentlichen Wirkungsmechanismen und sozialpädagogischer Praxis
Einschätzungen von Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen in spezialisierten Jugendeinrichtungen
Die vorliegende Bachelor-Thesis ergründet das Spannungsfeld zwischen dem öffentlichen Diskurs und der fachlichen Perspektive von Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen in Bezug auf den Umgang mit gewaltdelinquenten Jugendlichen und gibt Antworten auf die Frage, wie sozialpädagogisches Fachpersonal sowohl den massenmedialen Diskurs als auch die öffentliche Meinung und deren Auswirkungen auf den Umgang mit gewaltdelinquenten Jugendlichen im Allgemeinen und seine eigene pädagogische Arbeit im Speziellen einschätzen.
Dazu wurden Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen in acht verschiedenen spezialisierten Jugendeinrichtungen mittels eines Fragebogens befragt. Die Ergebnisse wurden mit Studien und einschlägiger Fachliteratur zur Darstellung von Jugendgewalt in der Öffentlichkeit verglichen; sie zeigen, dass sozialpädagogische Fachleute grundsätzlich über einen differenzierteren Blick auf das Phänomen „Jugendgewalt“ einerseits und den Umgang mit gewaltdelinquenten Jugendlichen andererseits verfügen, als jener vereinfachende, der durch eine emotionale, skandalisierende Medienberichterstattung bei der breiten Bevölkerung und auch bei politischen Entscheidungsträgern gefördert wird. Es stellte sich überdies heraus, dass Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, die mit gewaltdelinquenten Jugendlichen stationär arbeiten, gegenüber der massenmedialen Berichterstattung über Fälle von Jugendgewalt mehrheitlich kritisch eingestellt sind. Ihrer Wahrnehmung nach hat der Erfolgsdruck, deviante Jugendliche schnell in die Gesellschaft zu reintegrieren, zugenommen. Die Einschätzung einer Mehrheit der befragten sozialpädagogischen Fachleute legt ausserdem nahe, dass die gesellschaftliche Hinnahme- und Verständnisbereitschaft in Bezug auf den Umgang mit gewaltdelinquenten Jugendlichen abgenommen hat und auch in Zukunft eher kleiner werden wird.
Erweisen sich diese Aussichten als zutreffend, so die Schlussfolgerung, sollten sich Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen überlegen, wie sie im Interesse ihrer jugendlichen Klientel und auch im Interesse ihres eigenen Berufsstands Gegenakzente setzen können. Dies umso mehr, als dass die Erhebung zudem zeigt, dass die Befragten zu 90 Prozent die Meinung teilen, dass Stimmen von pädagogischen Expertinnen und Experten im öffentlichen Diskurs über Jugendgewalt nicht oder wenig präsent seien. Die Lektüre dieser Bachelor-Thesis ist sowohl für Fachleute als auch für Studierende der Sozialen Arbeit von Interesse. Aber auch Medienschaffende dürften der vorliegenden Thesis einige wichtige Erkenntnisse entnehmen.